Wir schreiben unsere Gedanken nicht mehr auf Zettel, wir twittern sie. Wir beschweren uns nicht mehr per Hotline bei einem Unternehmen, wenn wir unzufrieden sind – wir schreiben ein Facebook-Posting. Und wir suchen unsere neuen Angestellten nicht mehr durch eine Anzeige in der Tageszeitung, wir schauen bei LinkedIn nach potenziellen Mitarbeitern. Die sozialen Medien sind mit einem Knall eingeschlagen. Es ist die Weiterentwicklung des Web 2.0 und keiner kommt mehr so wirklich drum herum. Wie sich die Kommunikation durch Social-Media verändert hat, schauen wir uns heute genauer an.
Inhalte, die von Usern veröffentlicht werden, nennen sich „User Generated Content.“ Hierbei handelt es sich um eine Darstellung des realen Lebens! Es sind Meinungen, Gefühle, Interessen, Erlebnisse. Gemeinsame Interaktionen und Mobilisierung zu Aktionen lassen sich in den sozialen Netzwerken in gigantischem Umfang entwickeln. Ob Flashmobs oder auch negative Veranstaltung wie rassistische Kundgebungen – das Internet und die sozialen Medien haben einen gewaltigen Einfluss auf unsere Kommunikation und die Auswirkungen auf das reale Leben.
Die Entwicklung von Social-Media
Soziale Interaktionen im Netz fanden erstmals in den 1980er Jahren statt. Seinerzeit wurden hierfür Bulletin Board Systeme genutzt. Der damalige Austausch in öffentlichen Foren hat mit der sozialen Medien Welt der heutigen Zeit wenig gemein. Heute nutzen rund 2,3 Milliarden Menschen soziale Medien, was mehr als die Hälfte aller Web-User ist. Erste Grundsteine wurden durch Netzwerke wie Classmates.com gelegt. Darüber ließen sich Freundesliste erstellen und Kontakte verknüpfen.
Rund um die Jahrtausendwende war die Kommunikation über Messenger wie ICQ oder Skype en Vogue. Doch zwischen den Jahren 2002 und 2004 begannen die großen Giganten ihre Weichen für die Zukunft zu legen. Friendster ging im Jahr 2002 an den Start und schaffte erstmals den Sprung zwischen virtueller und realer Welt. Menschen, die im Internet miteinander verknüpft waren, setzten sich später im realen Leben miteinander in Verbindung.
2003 wurde bereits das bis heute aktive LinkedIn gegründet und schon 2004 folgten XING und Facebook. 2005 gelang StudiVZ der Durchbruch, wurde heute aber eingestellt, da Zuckerberg und Co. mit ihren Plattformen übernahmen.
Soziale Medien im Bereich des Marketings
Als Mark Zuckerberg 2004 sein Studentennetzwerk erstellte, war er Werbepartnern gegenüber skeptisch eingestellt und kennzeichnete all seine Kampagnen mit entsprechenden Vermerken. Doch seine Sichtweise veränderte sich und der Multimillionär entwickelte Marketingstrategien, die bis heute einen durchschlagenden Effekt in der Marketingszene haben. Die jüngere Zielgruppe ist vermehrt über die sozialen Medien erreichbar, TV-Werbung oder gar Printmedien werden kaum noch wahrgenommen. Heute findet ein Großteil der Kommunikation durch Social-Media im Internet statt. Man verabredet sich, man verliebt sich, man sucht und findet Jobs, man unterstützt sich.
Das Ende von Social Media
Die gewaltigen Veränderungen haben zur Folge, dass sich der Kern und der Gedanke hinter Social-Media verändert haben. Social Media macht Menschen nicht zwingend zufrieden. Was einst als Netzwerk zum Knüpfen von Kontakten, Freundschaften und zur Verbreitung von nutzergeneriertem Inhalt genutzt wurde, ist heute eine Marketing-Maschine. Die bezahlten Anzeigen in vielen sozialen Medien übersteigen bei weitem die nativen Inhalte. Die eigentliche Mensch zu Mensch Kommunikation ist Mangelware geworden. Der richtige Einsatz von sozialen Medien ist verloren gegangen, vor allem in der sozialen Hinsicht!
Anhand des Beispiels StudiVZ ist der Lebenszyklus eines sozialen Netzwerks in fünf Schritten zu erklären:
- Die Einführung: Nutzer lernen die Plattform kennen, registrieren ihre Existenz, nutzen die gebotenen Kommunikationsmittel.
- Das Wachstum: Das Netzwerk wächst, es kommt zu Neuerungen, Early Adopters kommen hinzu.
- Der Hype: In der Hype-Phase nimmt die Wachstumsgeschwindigkeit rapide zu, immer mehr Unternehmen nutzen das Netzwerk für ihre kommerziellen Interessen.
- Die Reife: Während der Reifezeit ist das soziale Netzwerk auf seinem Höhepunkt, es gibt kein Steigerungspotenzial mehr. Das Wachstum wird weniger, neue Plattformen werden gegründet.
- Der Rückgang: In dieser Zeit verlassen mehr und mehr Nutzer die Plattform, die Abschiede sind häufiger als die Neuzugänge. Das soziale Netzwerk stirbt.
Warum du Social-Media dennoch nutzen solltest
Auch wenn die Lebenszeit der sozialen Medien oft begrenzt ist, solltest du sie nutzen, solange sie da sind. Eine gut ausgebaute Social-Media-Präsenz schafft dir Reichweite und sorgt dafür, dass deine Dienstleistungen oder Produkte authentisch wirken. Du kannst in direkten Kontakt zu deiner Zielgruppe treten und sie in vielerlei Hinsicht beeinflussen. Du kannst Vertrauen generieren, Reichweite gewinnen und durch Zufriedenheit ein größeres Netzwerk erstellen.
Die Kundenbindung wird durch die sozialen Medien gestärkt, denn eine Verbindung ist immer da. Wenn dein Kunde gerade ein Angebot eines Konkurrenten sieht, stößt er im Social-Network wieder auf dich, erinnert sich an dich und seine Zufriedenheit mit dir. Durch zeitnahe und direkte Kommunikationsmöglichkeiten erfährst du hautnah, was deine Kunden wirklich von dir wollen. Die Hürden, Kontakt zu dir aufzunehmen sind geringer und die gebotenen Möglichkeiten werden genutzt.
Die Nachteile von Kommunikation durch Social-Media
Da ich ein ehrlicher Mensch bin, möchte ich dir auch die Nachteile der sozialen Medien nicht vorenthalten. Shitstorms sind die größte Gefahr der heutigen Zeit. Ein präsentes Unternehmen steht immer im Fokus der Öffentlichkeit. Ein Fehler kann eine geballte Power nach sich ziehen und dafür sorgen, dass sich deine Follower in deine Feinde verwandeln. Die rasante Verbreitung von Unzufriedenheit und Kritik sorgt dafür, dass deine mediale Präsenz nicht mehr positiv, sondern negativ wahrgenommen wird.
Doch auch wenn ein Shitstorm ein negatives Erlebnis für ein Unternehmen ist, darfst du nie die Gegenbewegung vergessen. Hass und Zorn formatiert immer auch Beschützer und Liebe! Statistisch gesehen reicht es aus, wenn die Zahl deiner Hater nicht größer wird als die Zahl jener, die dich lieben! Und mit Sicherheit wird sich auch in den nächsten Jahre unsere Kommunikation durch Social-Media weiter verändern.